001 Teishô vom 01. April 1991

„Jionshi Daisetsu Tangen Rodaishi - 慈恩師 大拙湛玄老大師“

Sitzen, sitzen, sitzen! Sitzt durch alles durch! Eure Beine müssen inzwischen müde sein, also entspannt eure Beine jetzt und setze euch so hin, damit ihr beim meiner Präsentation des Dharma [Teishô - 提唱] niemanden durch euer Herumwackeln stört.

Ich möchte, dass du, du, der du jetzt hier sitzt, ein großartiger Bodhisattva bist. Nichts von dir sitzt, um deine eigene Haut zu retten, oder deine eigene Vorstellung vom „Ich“ zu nähren. Der Wunsch nach Erleuchtung, nur um einem selbst die Last zu nehmen, was für eine Verschwendung. Was für eine Verschwendung ist es, Za-zen [坐禅] auszuüben, weil man denkt, dass man etwas für sich selbst, für seine eigene begrenzte Vorstellung von sich selbst bekommt. Man greift so leidenschaftlich und heftig nach seiner Selbstidee und wenn man nicht aufpasst, überträgt man sie auf seine Praxis.

Ich habe es so schwer, die Dinge sind so hart für mich, also möchte ich etwas Erleichterung und Ruhe bekommen. Deshalb übe ich. Doch selbst wenn man eine bestimmte Ebene der Praxis erreicht hat, eine bestimmte Ebene des Bewusstseins, sogar Samadhi [Sanmai - 三昧] oder die Welt der Leerheit erfährt, kann man fälschlicherweise dieses als seine eigene Welt betrachten, also eben nur eine begrenzte Vorstellung von dem, was ist. Dann versucht man es fest zu halten und will es auf keinen Fall wieder loslassen. „Ich bin so weit gekommen. Ich habe es erreicht. Ich habe etwas gesehen. Ich bin tief in meine Praxis vertieft.“ Wenn man anfängt so zu denken, besteht der nächste Schritt darin, sich gut zu fühlen und erst mal ein „Schläfchen“ zu halten.

Du siehst den Schmerz und das Leiden anderer nicht! Praktizierende in alten Zeiten haben gesagt: „Für Menschen, die auf diese Art und Weise praktizieren, wäre es besser eine Krankheit zu haben, die ihren Körper einfach verrotten lässt. Es ist besser, wenn eine Krankheit diesen Körper wegnimmt, als wenn man eine egozentrische Praxis macht.“

Man wird von dieser verhärteten und verfestigten Vorstellung von sich selbst erfasst. Man hält sie fest. Wie weit gehst du, um an diesem Ding festzuhalten, das nur Fantasie ist? Ist das nicht Unsinn? Aber gerade dieses Festhalten verhindert, dass man sieht, was wirklich ist. Man ist nur mit seiner eigenen kleinlichen Existenz beschäftigt, eben wie man am Besten den Rest dieses Lebens bequem leben kann. Da liegt die Gefahr, dass man dieses Denken auch auf seine Praxis überträgt und denkt, ja, wenn ich übe, kann ich es mir ja auch bequem machen.

Man kann leugnen, dass man so handelt, aber was passiert, wenn die Dinge nicht Ihren Weg gehen? Man kann es schnell bei sich erkennen und es ist leicht zu sehen. Man bekommen zumindest ein quälendes Unbehagen und sofort wird eine Mauer errichtet, eine Mauer zwischen mir und nicht mir. Deshalb gibt es diesen alten Ausdruck, der besagt, dass ein Haufen Unrat sauberer ist als ein verhärtete Ego.

In der buddhistischen Lehre hört man natürlich immer wieder, dass nichts befleckt ist, nichts schmutzig ist. „Das reine Land, nichts ist befleckt, nichts Schmutziges. Alles perfekt so wie es ist.“

Es tauchen immer wieder Situationen auf, mit denen man mit seiner Vorstellung von einem selbst, mit seiner Vorstellung von seinem „Ich“, „Ich“, „Ich“ einfach nicht klar kommt und diese bringt einen ziemlich leicht aus dem Gleichgewicht. Der Grund dafür ist immer wieder der gleiche, dass man eine falsche Vorstellung von seinem Selbst hat und diese dann noch als das Kostbarste betrachtet und das dieses auf jeden Fall, auf Teufel komm raus, beschützt und geschützt werden muss. Doch diese Vorstellung ist einfach nur eine Gewohnheit, ja, nur einfach nur eine Gewohnheit, eine karmische Tendenz. Diese Welt ist eine riesige Ausstellung von Ursachen und Bedingungen. Es ist ein Museum voller Gewohnheiten und Tendenzen! Dieses Ich, Ich, Ich. Es will stärker werden, höher und höher klettern. Sprichwörtlich wie der Affe im Baum, der von einem Ast zum anderen schwingt und versucht, dies zu erlangen und das zu vermeiden.

Es ist wie ein Fisch der seine Flosse im Wasser dreht und wenn sich der Fisch auf trockenem Land in der Luft befindet, dreht er seine Flosse weiter. Unsere Gewohnheiten sind genau so. Ursache und Wirkung kann man ständig sehen. Alles um uns herum, alles, alles entsteht nach Ursachen und Bedingungen und kommt zum Ausdruck durch Körper, Sprache und Geist und wiederum wird das Handeln und Benutzen von Körper, Sprache und Geist zweifellos seine karmischen Auswirkungen haben. Jedoch die Basis von allem ist dieselbe: „Nichts befleckt, nichts schmutzig.“

Heute Morgen sprach ich davon, dass alles, wirklich alles, ja das gesamte Universum du Selbst bist. Was auch immer man anspricht, worauf man zeigt, was auch immer man berührt, es ist alles, alles man selbst. Dank allem existiert man! Dank allem ist man hier! So ist es halt. Man kann es überhaupt nicht bekämpfen, aber wiederum kann man dazu erwachen. Das Tun aus dem Ursprung. Das Tun aus dem Ursprung. [Honrai no jik-kô – 本来の実行. Honrai no jik-kô本来の実行]. Du bist der Meister. Das Werden des ursprünglichen Buddhas. Werde der ursprünglichen Buddhas. [Honrai Jôbutsu – 本来成佛. Honrai Jôbutsu – 本来成佛]. Das wahres Selbst bist du! Der Herz-Geist, alle Wesen, alles Eins.

Jedoch unter allen Wesen sind es die Menschen, die mit ihrem Ergreifen des Ego eine unangenehme Atmosphäre erzeugen und Verwüstung verbreiten. Mit ihrem egozentrischen Handeln tun sie die erbärmlichsten und beängstigsten Dinge.

Aber du, jetzt hier, hörst du die Wahrheit: „Vom Ursprung her ist alles Buddha.“ [Honrai Hotoke – 本来佛]. Nun du sollst hier nicht aufhören, nur schöne Worte hören: „Alles ist Buddha und es ist für dich gesorgt.“ Nein! Dass du gerade hier sein kannst um mit einem zumindest etwas offenen Geist zu hören, dass du Buddha bist, ist die Frucht unzähliger Leben. Bitte nimm es nicht auf die leichte Schulter. Sei nicht nachlässig oder unvorsichtig, es kostete sehr viel Fleiß und Mühe, Geduld und Anstrengung. Es fliegt keinem nur so zu. Das Verständnis des Buddha-Dharma ist ein unaufhörlicher und wiederholender Prozess des Hörens, des Glaubens und des Praktizierens. Du empfängst das „Festmahl“ bei deiner Übung. Durch die Übung vertieft sich dein Verständnis mehr und mehr und auch der Glaube an die Buddhaschaft nimmt Gestalt an.

Wie glücklich, als Mensch geboren worden zu sein! Üben zu können! Verehrung! Verehrung! Verehrung von Allem! [Raihai - 礼拝. Raihai – 礼拝. Is-sai Raihai一切礼拝]. Man möchte sich vor allem niederwerfen und dem grenzenlosen Dharmakörper „Vairochana Buddha“ [Shinjin pashin birusha no fu – 清淨法身毘盧遮那佛]. den wir beim Essens-Sutra rezitieren huldigen. Du wirst immer noch in die eine oder andere Richtung gezerrt. Du bist noch unsicher, aber gebe nicht auf. Deine Entschlossenheit ist es, nicht auf Zweifel und Verwirrung zurück zugreifen. Immer mehr vertieft sich deine Affinität zum Dharma. Bereitwillig und offen tauchst du ein und nimmst Zuflucht in Buddha, Dharma, Sangha. Gehe zum Ursprung und werde Buddha. [Honrai Jôbutsu – 本来成佛].

Es waren Millionen von Leben notwendig, um an den Ort zu kommen, an dem man Zuflucht suchen kann. Zuflucht zu nehmen bedeutet deine vollständige, totale Übung hier, jetzt! Jetzt hier, jetzt hier! [Ima Koko – 今ここ. Ima koko – 今ここ]. Jetzt nimm endgültig vollkommen Zuflucht und Dank deiner Einhaltung der Gebote, kannst du sagen, dass du nun auf Hochtouren, im 100 Meter Sprint auf dem Weg zur Buddhaschaft bist.

Die Wirklichkeit des Buddha. [Jôbutsu no jijitsu – 成佛の実行].
Das Werden des ursprünglichen Buddha. [Honrai jobutsu -本来成仏].
Die ursprüngliche Wirklichkeit. [Honrai Jijitsu 本来事実].
Das echte Tun. [Honmono no jik-kô – 本物の実行].
Die originale Durchführung! [Honmono no jik-kô – 本物の実行].
Verehrung von Allem! Verehrung von Allem! [Issai no raihai – 一切の礼拝. Issai no raihai – 一切の礼拝].

Nun, das Allerwichtigste ist genau hier unter deinen Füßen. Was auch immer auftaucht, wo immer du dich befindest, was und wem auch immer du begegnest, sei ganz einfach Eins damit. Hänge dein Leben daran. Hänge völlig dein ganzes Leben daran. Hänge ganz und gar dein Leben daran. [Is-shô Kenmei – 一生懸命. Is-shô Kenmei – 一生懸命. Is-shô Kenmei – 一生懸命]. Mit all deiner Kraft sei Eins damit! Somit gibt es keinen Raum sein „Ich“ zu ergreifen. Wenn du den Atem zählst, während des Zählens, gibt es nur diesen Einen. Werde Eins damit. Sei Eins damit. Schneide alles ab. [Narikiri – 成り切り. - Narikiri – 成り切り. - Narikiri – 成り切り]. Dieses Eine ist grenzenlos, endlos ohne Gegensätze, ohne Dualität. Bleibe ständig und beständig in dieser Praxis und werde Eins mit Allem. Verschmelze mit Allem. [Zanmai = Samadhi = 三昧]. Je höher man klettert, desto deutlicher kann man das dunkle Tal unten sehen. Jedoch solange man sich in diesem Tal befindet, ist man selbst vom Schatten umgeben. Erst wenn man hinauf klettert, sieht man, wie verwirrt und elend so viele Menschen sind. Man muss selbst stark sein, um anderen zu helfen, um denen zu helfen, die unglücklich sind. Wie kann man anderen helfen, solange man selbst noch im Tal ist, wo man selbst vom Schatten eingehüllt ist?

Du hast keine Entschuldigung, nicht stark zu sein, denn stark zu sein bedeutet seine ganze Kraft in dies eine Tun zu werfen. [Ichi Tantei一単提]. Anderen zu helfen bedeutet ganz einfach, all deine Kraft in dieses eine Tun hineinzuwerfen. Du erkennst, dass du selbst unten im Tal warst, ein verwirrter, hungriger Geist, ein kämpfender Dämon, das Reich der Tiere und die Hölle - diese vier schrecklichen Bereiche. Selbst in unserer heutigen Welt des Überflusses gibt es immer noch so viele, die immer noch ums Überleben kämpfen. Nun, kannst du es nicht hinkriegen jemanden von Nutzen zu sein?

So, führe dieses eine Tun, das einen Tun, dieses ein einziges Tun durch. [Ichi Tantei - 一単提 – Ichi Tantei一単提 - Ichi Tantei – 一単提]. Habe hundert mal mehr Mut, du hast den Mut. Sei tapfer und Buddhaschaft erscheint sofort, ein Ausbruch von Energie in dir! Wirf diesen Körper, diesen Geist, dieses Leben hinein, in dieses ein einziges Tun. [Ichi Tantei – 一単提]. Halte nichts zurück. Nach und nach wird es so kommen, das du nicht anders kannst, als dich hineinzuwerfen mit allem was du hast und bist. Nur dieses ein einziges Tun. [Ichi Tantei – 一単提]. Dieses eine alles entscheidende Tun. Es geht nicht darum, etwas darüber hinaus zu erreichen. Es ist nur das, aber das ganz und gar, mit Mut zu tun.

Diese Art der Übung ist völlig anders als das, was man mit einem kleinlichen Geist von: „Ich will Erleuchtung, ich will Erleuchtung“ tut. Lass deine Praxis reifen und du wirst ein haben und deine ureigene Natur sehen [Kenshô – 見性] und zum Buddha werden und Tränen der Erlösung werden fließen. Dann wirst du wissen, dass es nie ein Ich, ich, ich, gibt und gab! [Ore ga – 俺が. Ore ga – 俺が. Ore ga – 俺]. Es gibt kein separates „Ich“, kein separates Selbst. Es gibt keine egoistische Veranlagung! [Wagamamma Konjô – 我儘根性 ]! Schmeiß sie weg, diese Selbstsucht.

Nun jedoch, verweile nicht und lehne dich nicht zurück im Schatten eines Baumes. Schreite voran, du bist noch auf dem Weg zum Gipfel. Du bist schon weit gekommen und kletterst nun in der Nähe der Spitze. Jetzt bist du an einem Ort, an dem du dich gut fühlst. Du siehst nicht mehr mit den Augen der Dualität, aber du darfst jetzt nicht faul werden. Setz dich nicht hin, lehne dich nicht zurück. Lass nicht nach, solange du noch auf halbem Weg bist.

Du kannst dich beschweren, doch werde nicht nachlässig! Ich [Rôshisama] werde euch schon nicht Zwangsregeln. Doch es ist nur zu deinem eigenen Besten. Alles gehört dir! Alles ist immer neu, immer frisch. Poliere immer immer weiter. polieren, polieren, verfeinern und verfeinern. [Migaku, migaku, migaku. 磨く,磨く,磨く, 磨く]. Wenn man sagt: "Aber es gibt nichts mehr zu polieren", dann sage ich: "Vergiss es!" Wer macht jetzt diesen Schritt? Gerade mit dem Erwachen zum Buddha, [Jôbutsu – 成佛] wirst du erkennen, dass man auf natürliche Weise immer, immer weiter poliert, um seinen Charakter zu perfektionieren. Schreite diesen einen Weg. [Hitotsu no michi – 一つの道]. Begegne der Wahrheit. [Shinjitsu ni atte – 真実に会って]. Empfange die Güte und Wärme der Barmherzigkeit. Schwingt sie nicht bei dir mit? Du bist beschützt, du kannst aufwachsen, Erwachsen werden und du kannst diese eine Wahrheit hören. [Is-shin Jitsu (w)o kiku – 一真実を聞く]. Du, du kannst jetzt das Tun aus deinem tiefsten Wesen heraus durchführen. [Honrai no jikkô – 本来の実行].

Du kannst den Großen Weg [Daidô – 大道] beschreiten. Die Augen sind voll von Farben und Formen. Die Ohren voll durchdrungen von Tönen. Die Gerüche und Geschmäcker voll, ganz und gar erfüllt. Völlig, vollkommen voll. Völlig, völlig voll! [Me ga ip-pai – mimi ga ip-pai – Kaori ga ip-pai – Ajiwai ga ippai. Ip-pai – ip-pai – ip pai. 目がいっぱい 耳がいっぱい 香りがいっぱい 味わいがいっぱい いっぱい いっぱい いっぱい]

Immer genug. Empfange dieses wunderbare, köstliche Festmahl. Immer genug! Wer empfängt diese Köstlichkeiten? Es ist keinesfalls das „Ego“, das kleinliche, kleinliche Selbst. Sage den „hungrigen Geistern“ ade! Dir wird alles gegeben, nun empfange es, nehme an, was du empfängst! Du empfängst alles, völlig alles. [Zenbu - Zenbu Itadaku. 全部 – 全部頂く].

Gehe den Weg eines Bodhisattva. Besteige das große Fahrzeug der Bodhisattva-Praxis. Es gibt nur ein Leben. Nur ein Leben, nur ein Leben. [Hitotsu no inochi. 一つの命. Hitotsu no inochi 一つの命]. Mach dich dran es zu treffen und studiere hart. Treffe deine Wurzel. [Kongen at-te – 根源会って]. Mach dich auf, das Original des Lebens zu treffen. [Honrai no inochi at-te iku – 本来の命会っていく].

Keine Trennung, nichts liegt dazwischen. [Hedat-te nashi 隔たっていなし]. Gehe den Schritt eines Buddhas. [Jôbutsu no ayumi – 成佛の歩み]. Mutig, ein Schritt, ein Schritt. Ein Schritt, noch ein Schritt. [Kenage ni ip-po, ip-po, Ip-po. 健気に一歩一歩 一歩].

Endlos, grenzenlos. [Kagiri naku - Kagiri naku 限りなく - 限りなく]. Schreite selbst voran, schreite selbst voran, gehe diesen Schritt selbst. [Mizukara, mizukara no ayumi (w)o susume iku – 自ら - 自ら この歩み を進め行く].

Dieses wichtige, bedeutsame Ses-shin kommt nun zu seinem Ende.
[Taisetsu na Ses-shin no Shiage – 大切な 接心の仕上げ]. Bitte, bitte mache deine Übung gründlich und vollkommen – erwache! [Yarinuite itadaku遣り抜いて 頂く].

Φ 願わくは この功徳を持って
普く一切に およぼし
我ら衆生とともに 仏道を序線ことを

Φ Negawaku wa (ha) kono kudoku (w)o mot-te (k)
amaneku is-sai ni oyoboshi (L) Warera shujō mina tomo ni butsudō (w)o josen koto (w)o.

Φ Ich bitte von ganzem Herzen, möge der Verdienst dieser Rezitation alle Dinge und Orte durchdringen, so dass alle Wesen zusammen, den Buddha-Weg verwirklichen können.

九拝 正信
Kyûhai Shôshin

佛玄寺 12.10.2020